„Da kommt noch was - Not dead yet“ von Phil Collins
Geschriebenes Stück Musikgeschichte und persönliches Tagebuch
Habe ich schon mal erwähnt, dass ich eine Schwäche für gut geschriebene (Auto)-Biografien habe? Und dass ich mich sehr für Musik interessiere? Nun, beides kommt in diesem Buch aufs beste zusammen. Und nach der harten Politik- und Business-Kost der letzten Wochen muss jetzt wirklich mal ein Schlagzeuger zu Wort kommen.
Der Autor
Phil Collins ist Musiker und wurde vor allem als Sänger der Band Genesis und als Solo-Künstler bekannt.
Das Buch
In seiner Autobiografie „Da kommt noch was - not dead yet“ (2016) blickt Phil Collins auf ein ereignisreiches Privat- und Musikerleben zurück. Er beginnt bei seiner Kindheit in einem kleinen Haus im Westen von London, beschreibt die ersten Schritte als Profimusiker, den Einstieg bei Genesis und seine erfolgreiche Karriere als Solo-Künstler. Durchwoben wird der Text von sehr persönlichen Episoden, etwa den gescheiterten Ehen, seinem permanent schlechten Gewissen gegenüber seinen Kindern und seinem fragilen Gesundheitszustand der letzten Jahre.
Die Erzählung beginnt im England der 50er. Phil Collins wächst mit drei Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf und beginnt bereits im Alter von drei Jahren, auf einem Plastikspielzeug herumzutrommeln. Während er seinen Vater, der sein Geld bei einer Versicherung verdient, als arbeitsam und konservativ beschreibt, erkennt seine Mutter sein schauspielerisches Talent, sodass er eine Reihe kleinerer Rollen im Theater übernimmt.
Als Schlagzeuger und Musikfan versucht der jugendliche Phil Collins in den späten 60ern sein Glück in verschiedenen Bands und wird in einer sehr denkwürdige Szene sogar zu Studioaufnahmen des ersten Solo-Albums von Ex-Beatle George Harrison eingeladen. Allerdings - und das ist ein wiederkehrendes Motiv im Buch - schafft es seine Percussion-Einlage nicht auf das spätere Album, und Collins quält sich lange mit der Frage, ob er als Musiker gut genug ist.
Das Blatt wendet sich, als er als Schlagzeuger bei Genesis einsteigt, und einige Jahre später, nach dem Ausscheiden des Sängers Peter Gabriel, die Rolle des Sängers übernimmt. Endlich stellt sich der ersehnte Erfolg ein und bringt den Musiker auf Konzertbühnen in der ganzen Welt. Doch sein Privatleben leidet. Collins arbeitet viel, seine erste Ehe scheitert, was ihn dazu bringt, die ersten eigenen Songs zu schreiben. Das erste Solo-Album „Face Value“ erscheint Anfang der 80er und ist der Auftakt zu einer zweiten sehr erfolgreichen Karriere als Solo-Künstler.
Sehr aufschlussreich ist die Vorgeschichte zu seinem Doppel-Auftritt beim Live-Aid 1985 und wie er ihn selbst erlebt. Er tritt zunächst gemeinsam mit Sting im Londoner Wembley-Stadion auf, fliegt dann mit der Concorde in die USA, wo er beim Parallel-Konzert in Philadelphia erneut die Bühne betritt (und unter anderem als der zweite Schlagzeiger beim völlig verkorksten Revival von Led Zeppelin).
Zwischen diesen Rockstar-Episoden erzählt Collins immer wieder von Selbstzweifeln und den scheiternden Versuchen, ein halbwegs normales Privatleben zu führen. Seine zweite Ehe wird geschieden, seine dritte, die ihn zwischenzeitlich in ein vergleichsweise ruhiges Leben in der Schweiz führt, ist ebenfalls nicht von Bestand. Das Buch endet mit einer schonungslos ehrlichen Schilderung seines schlechten Gesundheitszustands und seiner Alkoholsucht.
Warum dieses Buch lesen sollte
Dieses Buch ist auf der einen Seite ein authentisch erzähltes, unterhaltsames Stück Musikgeschichte; die Protagonisten von "Not dead yet" wie Peter Gabriel, Eric Clapton, George Harrison, Sting, Elton John und Robert Plant gehören zum Who‘s Who der internationalen Musikszene. Auf der anderen Seiten gewährt uns Phil Collins ein Blick in das Leben eines Workaholics, den trotz internationalen Erfolgs bis zuletzt Selbstzweifel plagen und der sein Leben lang auf der Suche nach privatem Glück ist. Ein ehrliches und für Fans und Nicht-Fans fesselndes Buch.